Lieber Besucher meiner Welt. Danke, dass du dir die Zeit nehmen willst meine Geschichten zu lesen und wenn sie dir gefallen, dann freue ich mich sehr über einen Kommentar, den du am Ende eines jeden Textes im Gästebuch abgeben kannst. Viel Spaß beim Lesen!
Dein Rafael
„Sie sind also meine Aufpasserin!“ Gileahn hielt es nicht für notwendig von seinen Unterlagen aufzublicken. Dieses Gespräch würde nicht lange genug dauern, um seine Aufmerksamkeit vom Obduktionsbericht abwenden zu müssen. Die Türe würde sich gleich wieder öffnen und diejenige, die man ihm vor die Nase setzen wollte, fluchtartig sein Büro verlassen. Er duldete niemanden in seiner Nähe. Schon gar nicht jemanden, der sich einbildete ihn kontrollieren zu wollen......
Es war einer dieser schwül drückenden Sommerabende, die gerade in Wien schwer in den Gassen lasten und die Bewohner der Stadt in ihren Hitze schwitzenden Wänden gefangen halten, als mich ein fast schon vergessen geglaubtes Ereignis auf schaurige Weise wieder einholte.....
Die Sonne geht auf. Ihre Wärme mischt sich dunstig in die Kälte einer Nacht, die schon verloren hat. Nebelschwaden kreisen noch und der See liegt bleischwer ruhig in der stillen Senke.
Der Morgen kratzt die letzten Schatten aus seinen schilfumrahmten Buchten und das leise Plätschern seiner Wellen läßt runde Kieselsteine rascheln. Wie die Blätter an der Weide, die mit den Spitzen ihrer Äste, schwer noch von der Starre dieser Nacht, Kreise in das Wasser tupft.....
Der kühle Wind des Winters, der schon viel zu lange dauert, schafft es nicht mehr die wärmenden Sonnenstrahlen aus der Terrassennische zu verscheuchen, auf dessen Lärchendielen ich es mir gemütlich gemacht habe. Entspannt lehne ich an der Natursteinwand und atme genussvoll den Hauch einer Ahnung von Frühling ein. Es ist jetzt fast zweieinhalb Jahre her, dass ich an jenem denkwürdigen Spätnachmittag auf einem Segelboot inmitten der Weiten eines glasklar glitzernden Meeres der südlichen Sporaden eine Entscheidung traf, dessen Tragweite mir damals noch gar nicht bewusst war......
„Officer, was haben wir hier?“
Gileahn steht in der kleinen Seitengasse, als wäre er schon immer da gewesen. Die rot-weißen Absperrbänder knattern im Wind, der durch die Straßen von Marloh zieht und sich hier in der Lücke zwischen dem alten Backsteinbau und dem Fresno-Building an der gleichnamigen Fresno-Street bricht, Fetzen von altem, zerknülltem Papier vor sich hertreibend. Seine Gestalt reißt Schatten aus dem regennassen Asphalt, der sich löchrig bis in die letzten Winkel des verdreckten Durchstichs drängt, bis dieser an der Reegan Street, keine hundert Meter weiter sein kümmerliches Ende findet....
Sie kommen mit der aufgehenden Sonne.
Sie heben sich über den Kamm der Berge und reiten mit den Fallwinden lautlos talwärts, der Stadt entgegen. Kein Geräusch kündigt sie an. Selbst im Gegenlicht des aufsteigenden Gestirns gleichen sie mehr einem Schwarm großer Vögel, das Auge täuschend in seiner distanzverzerrten Sinnestrübung.
Doch kein Auge sieht sie. Kein Blick erspäht ihre Annäherung, das fast majestätische Ausschwingen in die neue Formation ihres Näherschwebends.
Ein sanfter Wind hebt an. Ein leichtes Strecken des noch schlaftrunkenen Morgens, durch eine vage Vorahnung unsanft geweckt.
Sie kommen mit dem anbrechenden Tag...
„Setzen sie sich Commander Gileahn van Kahn. Sergeant, bringen sie uns Tee!“
Gileahn ist wie angewurzelt stehen geblieben, als ihn Sergeant Shergrave in das Büro seines Vorgesetzten führte.
Das hatte er nicht erwartet! Die karge, aufgeräumte Nüchternheit des Raumes, passte so gar nicht zu Gileahns Vorstellung, die sich in seinem Kopf geformt hat, als er draußen vor der Tür 15 Minuten vor 06:00 aufgekreuzt und sein Blick mit mäßigem Interesse auf das Türschild gefallen war, das ihm den Namen des Mannes verraten hatte, dem er gleich seinen polierten Stiefel in den aufgeblasenen ……. „naja, lassen wir das“, hatte er gedacht........
Du bist kein Killer, aber trotzdem löscht du Leben aus und das mit einer Gnadenlosigkeit, die keinen Raum lässt für Bewunderung, selbst nicht in dem Kreis an Talentierten zu dem auch du dich zählst und der deshalb so klein ist, weil er im Dunkeln und Verborgenen operiert und um jeden Preis vermeiden will, aufzufallen oder gar enttarnt zu werden. Selbst du kannst sie dir nicht leisten, wenn du durch diese belebte Gasse schleichst, in der Unrat, nur unzulänglich zur Seite gekehrt, genauso wenig Beachtung findet, wie dein schlecht sitzender Anzug....
„Oh, Gileahn!“ Semiras Seufzen aus ihrem blutrot-lippigen Kussmund lässt ihn fast die Fassung verlieren. Hatte er sie sich so vorgestellt? Ein Traum bedingungsloser Hingabe? Ein in zwei ebenholz-samtig glänzende Hände gestütztes, wie hingemaltes Gesicht? Eine Schönheit jenseits irdischer Realität? Dieses göttliche Strahlen in mandelförmig lasziv schmachtenden Augen?
„Sag es nochmal!“ Gurt es magennerven-vibrierend eine Oktave tiefer aus ihrer Kehle und das rauchige Timbre ihrer Stimme verleiht seiner Fantasie Flügel.
„Verflixt!“
„Was ist?“
„Dieser Stuhl!“
„Unbequem? Hab ich dir doch gesagt!“
„Im Gegensatz zu deinem hat meiner wenigstens Stil!“
„Einen unbequemen Stil!“
„Er ist modern, im Industrial-Styl!“
„Und unbequem.“
.........